Die Geschichte des Otto Mörike

 

 

Die Geschichte des Otto Mörike

Otto Mörike wurde am 07.April 1897 als Sohn eines Pfarrers in Dürrwangen geboren.

Er ist ein Urenkel des jüngsten Bruders des Großvaters vom Dichter Eduard Mörike.
Sein Name führt uns in die Zeit des Kirchenkampfes im Dritten Reich. Genauer gesagt in das Jahr 1938, in dem der kirchliche Widerstand dieser Zeit auch in Kirchheim unter Teck eine die Kirchengemeinde und Stadtgrenze überschreitende Bedeutung hat. Noch heute gibt es einen Hinweis auf das Wirken Otto Mörikes und seiner Frau Gertrud, hat man doch nach ihnen einen Gemeinderaum im ehemaligen Pfarrhaus am Widerholtplatz, benannt…
Nach seiner Rückkehr aus dem ersten Weltkrieg studierte er Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Bevor er seine erste Pfarrstelle in Oppelsbohm antrat, heiratete der 28-jährige Vikar die sieben Jahre jüngere Pfarrerstochter Gertrud Lörcher aus Oberboi-hingen, eine Frau, die sich mit ihm gegen die menschenfeindliche Ideologie des Nationalsozialismus stellte. Aus dieser Ehe gingen insgesamt fünf Kinder hervor.
1935 kam er dann nach Kirchheim unter Teck, um auch hier als Stadtpfarrer tätig zu sein.
Auf Grund seiner entschiedenen Gegnerschaft gegen die Nazis hatte ihn die NSDAP stets im Auge.
Otto Mörike schloss sich der Bekennenden Kirche, einem Zusammenschluss oppositioneller Pfarrer an.
Wegen eines Schlussgebets in seiner Predigt, die mit den Worten „ Ich bitte Gott, dass er dem Führer die Zucht seines Geistes nicht entziehen, sondern angedeihen lassen möge, damit er sich in Demut vor ihm beuge“ wurde ihm der Religionsunterricht an allen Schulen des Landes entzogen.
Aus der Darstellung ihres gemeinsamen Lebens ragen mehrere Lebensphasen heraus.
Die Vorgänge um und nach der Volksabstimmung vom 10 April 1938, die schlimme Zeit in Kirchheim und die Zeit in Flacht.
Bei der Volksabstimmung ging es um zwei Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten waren.
1. Bist du mit dem am 13.März 1938 vollzogenen Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich einverstanden?
2. Stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitlers?
Anstelle des amtlichen Wahlzettels legten Otto und Gertrud Mörike eine Erklärung in den Wahlumschlag, in der er die erste Frage mit Ja beantwortet, der Zweiten aber zusammen mit seiner Frau die Zustimmung verweigert. Mörikes mutige Frau wagte es sogar, beide Fragen mit Nein zu beantworten.
Tags darauf wurde Mörike von einer kampf- und schlagbereiten Schar von SA-Männern vor seiner hochschwangeren Frau zusammengeschlagen, verhaftet und zu 10 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Auch musste er von seiner Pfarrstelle in Kirchheim unter Teck weichen. Im Jahre 1939 übernahm er die Gemeinden Weissach und Flacht im Kreis Le-onberg. Er riskierte hier sein Leben und das seiner Familie, als er in seinem Pfarrhaus zwi-schen 1943 und 1945 zahlreiche Juden beherbergte.
Nach dem Krieg wurde Otto Mörike nach Stuttgart-Weilimdorf versetzt und 1953 zum De-kan des Kirchenbezirks Weinsberg ernannt. Sechs Jahre später ging er in den Ruhestand, engagierte sich in der Friedensbewegung und war Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen in Württemberg.
Für ihre Verdienste um die Rettung von Juden wurde dem Ehepaar Mörike im Jahr 1971 die Yad Vashem-Medallie verliehen und 1975 mit der Pflanzung eines Baumes in der Allee der Gerechten sowie die Aufnahme unter die „ Gerechten unter den Völkern „ geehrt.
Otto Mörike starb am 09.Juli 1978 in Schorndorf, seine Frau Gertrud vier Jahre später.
 
Quelle : Archiv der Stadt Kirchheim , Bilder und Text Rolf Hohmeier

 

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